Kurzgeschichte Kurzgeschichten von Madrabour

Tagebuch - Mai 2003

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25.Mai.2003

Liebes Tagebuch!

Heute habe ich Dich in unserer Rumpelkammer gefunden. Du bist nun mein neuer Freund... mein erster und einziger Freund. Wie soll ich Dich eigentlich nennen. Bist Du männlich oder weiblich? Tagebuch ist ja sächlich... Nun, 'der Tag' ist männlich, aber Buche ist weiblich. Mist! Ergibt wieder neutral. Am besten ich gebe Dir einen Namen, der für beide Geschlechter funktioniert. Wie wärs mit Jean? Hmm, andererseits würde ich dann immer an Jean-Luc Picard vom Raumschiff Enterprise denken, und wer schreibt schon gerne in ein intellektuell Überlegenes Tagebuch.
Hmm, der Doktor auf der Voyager (schon wieder Start Trek) hat ja auch nach einem Namen gesucht und keinen gefunden. Vieleicht sollte ich Dich einfach Doktor nennen. Oder lieber gleich Professor!. Andererseits müßte ich mir dann immer irgendwelche Fachtermini ausdenken, damit Du überhaupt etwas verstehst, und da wirds bei mir eng... Eng... ich könnte Dich ja Engelchen oder Engel nennen. Oder Angela. Ich merkele grade, daß mir das auch nicht gefällt, schliesslich will ich Dich nicht verkohlen. Also auch nicht Helmut!. Eh ein irreführender Name, da ja Helmträger scheinbar nicht besonders mutig sind, sonst würden sie keinen Helm aufsetzen, die Pfeiffen.
Wie wärs, wenn ich Dich nach dem Ort bennene, an dem ich Dich gefunden habe. Rumpi klingt aber auch irgendwie doof, und 'im Dreck' macht sich auf die Dauer auch nichst so besonders. Ich komme wohl auf keinen grünen Zweig bei der Namenssuche. Doch verzweifle nicht mein liebes Tagebuch, den Tagebuch selbst ist doch eigentlich selbst schon ein schöner Name. So sollst Du, liebes Tagebuch, nun auf den Namen Tagebuch hören... bist Du prall gefüllt bis zur letzten Seite keinen Platz mehr bietest. Dann werde ich Dich vieleicht in Papiermüll umtaufen oder -wenn ich ein Plätzchen finde- in 'Heft im Wandschrank'.

Machs Gut, Dein Freund!





26.Mai.2003

Liebes Tagebuch!

Wie nun seit unserer ersten Begegnung jeden Tag schreibe ich Dir auch heute. Heute war eigentlich kein besonderer Tag. Naja, beim Einkaufen passiert ja meist auch nix. Ich war nämlich heute im Supermarkt.
Als ich grade meine Nobelkarosse auf dem Parkplatz abgestellt habe, hat mich ein fremder Mann komisch angeguckt. Das war merkwürdig. Später im Markt sah ich, wie der man auf die letzten Bananen zugeht. Zwar brauchte ich keine Bananen, da mich der Mann aber vorhin so sonderlich angeschaut hatte, wollte ich mich rächen. Also lief ich schnell zu den Bananen und schnappte sie ihm vor der Nase weg. Das fand ich lustig.
Das nächste Mal begegnete mir der Mann, als ich grade einen Karton Waschpulver aus einem Regal holen wollte. Um diesen Karton besser erreichen zu können, hatte ich mich auf eine Seitenstrebe des Einkaufswagens gestellt. Wie zufällig stieß der Mann nun mit seinem Wagen gegen meinen, so daß ich das Gleichgewicht verlor und auf meinem Hosenboden landete. Der Mann entschuldigte sich kurz und lief dann ohne mir auf zu helfen weiter.
Unauffällig schlich ich ihm bis zum Weinregal hinterher. Als er grade eine Flasche Rotwein begutachtete, schrie ich plötzlich laut fast direkt in sein Ohr 'Hallo Klara, wie gehts denn so!' und schaute dabei in Richtung einer mir unbekannten Frau. Die erwartete Wirkung traf ein und der Mann liess die Flasche Wein vor Schreck zu Boden fallen, wo sie mit lautem Splittern zerbarst und viele schöne rote Spritzerchen auf der nun nicht mehr ganz so weißen Hose des Mannes hinterlies. Grinsend entfernte ich mich.
Als ich mir an der Salatbar grade ein wenig Tomatensalat in ein Plastiknäpfchen schaufelte, traf mich irgendwas an der Brust. Ich blickte auf, so das mich die zweite fettige Olive genau auf der Stirn traf. Der Mann gegenüber lud die dritte Olive auf den zum Katapult umfunktionierten Löffel und schoß. Geistesgegenwärtig riss ich die Hand mit dem Tomatensalat nach oben. Der Salat verblieb nicht im Näpfchen, sondern flog im hohen Bogen auf einen nahestehenden gut gefüllten Einkaufswagen. Zum Glück wars nicht meiner. Den nun leeren Plastebecher warf ich achtlos beiseite.
Als sich der Mann mit seinem Wagen entfernen will, fuhr ich ihm natürlich hinterher. Als er das bemerkte, beschleunigte er seine Schritte. Es dauerte nicht lange, bis wir beide rannten. Die Jagd hatte begonnen.
Hmm, liebes Tagebuch, jetzt muss ich erstmal enden, die Blase drückt! Der Rest, erzähle ich Dir vieleicht morgen, wenn ichs nicht vergesse.


Machs Gut, Dein Freund!





27.Mai.2003

Liebes Tagebuch!

Gestern hab ich Dir ja schon ein bissel was von meinem Supermarktbesuch erzählt. War ja nichts besonders, besser wirds auch nicht. Aber wenn Du mich so drängelst, erzähl ich Dir eben, wie es im Supermarkt weiterging. Dabei hab ich heute ein Blatt vom Baum fallen sehen, das war vieleicht spannend! Aber diese Geschichte entgeht Dir nun, bäh!.
Also, ich jagte wie bereits erwähnt dem Olivenschmeisser durch die Regale hinterher. Am Weinregal hatte ich ihn fast eingeholt, als mir jedoch die Rotweingischt der zerbrochenen Weinflasche die Sicht nahm. Zu spät entdeckte ich den Ständer mit den Weinsonderangeboten! Der Aufprall war heftig genug diesen samt allen Weinflaschen zum kippen zu bringen. Dies stoppte zum Glück auch den Flüchtenden, welcher vom ein paar Flaschen Wein am Rücken getroffen zu Boden ging. Die zerbrechenden Flaschen gaben ihren Inhalt frei, so das der Mann nun in einer rosa Pfütze aus Rot- und Weisswein lag. Leider rutsche ich in dieser Pfütze aus und landete zum zweiten mal an diesem Tag auf meinen Hintern. Den Glassplitter, den ich mir dabei in meinen linken Oberschenkel rammte, bemerkte ich erst später, als ich zu Hause war.
Mein Kontrahent rappelte sich nun auf und griff in seinen Einkaufswagen. Schnell stand auch ich wieder auf. Dem ersten Ei konnte ich ausweichen, das zweite traf mich in der Magengegend. Ich beschloß einen strategischen Rückzug. Weiteren Eiern ausweichend griff ich mir eine Flasche Champagner und versuchte diese zu öffnen. Endlich löste sich der Verschluß und... Volltreffer! Der Korken traf genau auf die Mitte der Stirn, wo er einen dicken roten Fleck hinterliess und den Mann aus dem Gleichgewicht brachte. Ich genehmigte mir schnell einen Siegesschluck, ergriff jedoch die Flucht, als ich sah, das der Mann nach einer zweiten Schachtel Eier griff.
Als ich mich umdrehte, erkannte ich, daß mir die Flucht gelungen war. Niemand mehr zu sehen. Als ich mein Gesicht wieder nach vorne wandte, starrte ich in die Öffnungen zweier Schlagsahnebüchsen. Der Mann drückte ab. Wie in Zeitlupe sah ich die Schlagsahne auf mich zukommen, bis diese meine Augen erreichte. Ich war vorübergehend blind. Ich machte einen Schritt nach hinten... und rutschte in irgendetwas aus. Zum dritten mal an diesem Tag machte ich eine Arschlandung.
So, mein liebes Tagebuch, da mich grade der Hunger in den Magen getreten hat, erzähle ich Dir den Rest morgen.


Machs Gut, Dein Freund!





28.Mai.2003

Liebes Tagebuch!

Heute ist mir leider überhaupt nix aufregendes zugestossen, so dass ich Dir die eigentlich langweilige Geschichte vom Supermarkt noch zu Ende erzählen kann. Wenn ich mich richtig erinnere, saß ich am Ende der gestrigen Schilderungen grade mal wieder auf dem Po.
Nichts sehend tastete ich um mich und spürte plötzlich etwas Spitzes an meinen Fingern. Ha! Das Angebot der Woche: Dartpfeile! Ich warf die Pfeile in die Richtung, in der ich meinen Angreifer vermutete. Ein Schrei bestätigte mir, das ich gut gezielt hatte. Schnell wischte ich mir die Schlagsahne von den Augen und sah, wie der Fremde mit seinem Einkaufswagen das Weite suchte. Ich bemerkte, das die Flüssigkeit, die mich zu Fall gebracht hatte, vorsätzlich ausgespritzter Ketchup gewesen war.
Dann bemerkte ich noch eine zweite, rosafarbene Flüssigkeit und roch daran. Petrolumlampenöl. Offensichtlich hatte ich mit den Dartpfeilen auch eine der Flaschen getroffen, welche mein Gegner in seinem Wagen gehabt hatte. Langsam und mich immer wieder umschauend folgte ich der sich durch die Regalreihen schlängelnden Spur, als ich an einem Regal mit Feurzeugen und Feuerzeugbenzin vorbei kam. Ich kann mir vorstellen, daß mein Grinsen dämonisch aussah. Als ich zu den Feuerzeugen griff, stieß ich an eine der Flaschen Feuerzeugbenzin. Diese war offensichtlich nicht richtig verschlossen, so daß sich ihr Inhalt in das Regal ergoß. Wie fahrlässig!
Mit einem Feuerzeug bewaffnet lief ich weiter der rosafarbenen Spur hinterher. Endlich bekam ich meinen Kontrahenten wieder in Sicht. Schnell zog ich mich hinter ein Regal zurück, als sich der Mann nervös umdrehte.
Bläulich schimmerte die Flamme meines Feuerzeuges. Als die Petroleumspur brannte, trat ich hinter dem Regal hervor. Ich genoß kurz den erschrockenen Blick aus den aufgerissenen Augen des Fremden, der entsetzt feststellte, daß die Flammenspur direkt auf ihn zulief. Ich hatte genug gesehen und sprintete Richtung Ausgang. Als kleine Explosionen davon kündeten, daß die Flammen auch das Regal mit den Feuerzeugen erreicht hatten, hatte ich den Parkplatz schon fast verlassen und schaute nur noch einmal kurz auf die aus dem Markt fliehenden Menschen und die aus dem Ausgangang quillenden schwarzen Rauchwolken.
So, liebes Tagebuch, das war also mein kleiner Ausflug zum Supermarkt. Mal sehen, ob ich Dir irgendwann Mal was Spannenderes berichten kann.


Machs Gut, Dein Freund!





29.Mai.2003

Liebes Tagebuch!

Heute war der schönste Tag des ganzen Jahres! Männertag! Hurra!
Aufgestanden bin ich so gegen achte in der früh. Als erstes kontrollierte ich die angelegten Bier- und Korn-Vorräte. Eine Büchse Bier fehlt! Ach, da ist sie ja, in meiner Hand. Na dann prost!
Als nächstes füllte ich den Helm mit den Halterungen für mehrere Bierbüchsen und zughörigen Trinkschläuchen. Dann hab ich festgestellt, daß auf dem Tisch bereits drei geleerte Büchsen Bier stehen. Da gibts ja morgen bei Lidl schön einen Pfand zurück. Und skol!
Leicht schwankend erreichte ich mit meinem prall gefüllten Rücksack den Bahnhof, wo meine Kumpels schon auf mich warteten. Merkwürdig, daß die alle einen Zwillingsbruder mitgebracht haben. Egal! Ich fülle erstmal meinen Bierhut nach. Für das nächste Jahr brauch ich wohl einen mit einer größeren Füllmenge! Cheers!
Ein Umfallen im Zug war natürlich nicht möglich, da wir alle wir die Heringe in der Fischbüchse standen. Dank der großen Hitze wurden auch all die Spielverderber und Wandervögel, welche im Zug waren, durch diverse Alkohol-, Rauch- und Schweißdämpfe in einen drogenrauschähnlichen Zustand versetzt. Da zum Glück an jeder Haltestelle immer weitere Spritis... ich meine natürlich Vatertagsspaziergänger von außen einen ausgleichenden Druck auf die Zugtüren ausübten, war die Gefahr, einfach aus dem Zug gespült zu werden relativ gering. Zwar hatte ich im Zug nicht die Gelegenheit, meinen an an der zweiten Haltestelle geleerten Bierhut nachzufüllen, aber die von Alkoholdunst geschwängerte Luft erfüllte den gleichen Zweck wie ein warmes Bierchen. Und tief einatmen!
Manche hatten (wie ich) zufällig sogar das Glück an der geplanten Haltestelle aus dem Zug auszusteigen. Am Bahnhof war natürlich auch viel los. Allerdings war der Bahnhof wohl auf einer Art Floß erbaut, denn alles schwankte. Merkwürdig auch, daß sich der Zug an der nächsten Weiche teilte und in zwei verschiedene Richtungen fuhr. Zum Glück war ich ausgestiegen... Bevor die eigentliche Wanderung nun beginnen konnte füllte ich endlich meinen Bierhut nach, halb mit Bier (linker Schlauch) und halb mit Doppelkorn (rechter Schlauch). Prosit Prosit!
Auf dem Weg zum Berg hab ich die linke Seite meines Hute nur zweimal auffüllen müssen, während die rechte Seite wohl ein Leck hatte, da ich dort geschlagene sieben mal neuen Inhalt hineinfüllen musste. Aus diesem Grund habe ich später den teuren Aldi-Schnaps auch in die linke Seite geschüttet. Das Bier war eh alle. Nach eine späteren Rast fanden sich in meinem Rucksack allerdings wieder ein paar Flaschen Bier und auch (wie wunderbar) mehrere Flaschen Whisky. Merkwürdigerweise waren die geleerten Flaschen Korn verschwunden. War mein Rucksack nicht früher mal rot. Egal, auch ein blauer Rucksack passte wunderbar zum fliederfarbenen Wald, dem roten Himmel und der strahlend grünen Sonne! Hicks!
Die Aussicht auf dem Berg war phänomenal! Noch nie hatte ich so viele schöne bunte Schuhe gesehen! Allerdings war mir irgendwie mein Rucksack abhanden gekommen, ausserdem hatte irgendwer meinen Hut geklaut. Zwischen ein paar Füßen entdeckte ich eine noch halb gefüllte Flasche mit irgendwas drin. Dieses Ziel in den Augen zu behalten war zwar schwierig, da es ständig die Richtung änderte, aber schließlich erreichte ich es doch. Ich hatte noch keine zwei Schluck getan, als mir mein Magen irgendetwas sagen wollte. Ich hab allerdings nicht herausfinden können, was er sagen wollte, da plötzlich jemand alle Lichter ausschaltete. Schnarch!
Als ich wieder zu mir kam, hatte ich die Bergaussicht fast allein für mich. Irgendein Bekloppter hatte die der Steinfigur sein Klamotten angezogen. Was für ein Idiot! Na dem würd schön kalt sein! Von meinen Kumpels, welche ich bereits im Zug aus den Augen verloren hatte, war natürlich auch nichts zu sehen. Dafür entdeckte ich meinen Hut wieder, welcher sogar wieder mit irgendetwas gefüllt war. Ich kroch zu einigen der anderen auf dem Berg Verbliebenen und fragte nach dem Weg zum Bahnhof. Allerdings erhielt ich als Antwort meist nur ein Stöhnen, Würgen oder ein Hau ab, Du stinkender Penner. Mist, ich mußte unbedingt nach Hause, dort standen noch ein paar Kästen feinster Würgbräuer Zwetschgenbrand! Schliesslich wurde es Zeit, meinen Hut nachzufüllen. Vorerst musste es es die Erdbeerbowle tun, welche ich einem der wehrlos Herumliegenden abnahm. Das Wohl!
Es wurde langsam dunkel und ringsherum begannen schöne Engel wunderbare Gesänge zu singen. Ich folgte der goldenen Bierflasche, welche über dem Weg schwebte und mich sicher zum Bahnhof führte. Düster erinnere mich daran, von irgendwem in den Zug geworfen worden zu sein. Ein weiterer Tritt, diesmal vom Zugbegleiter, beförderte mich wieder aus dem Zug heraus. Ich hatte wohl wieder Glück, denn es war meine Haltestelle. An der Wand des Bahnhofsgebäudes lagen auch ein paar meiner Kumpels. Ich versuchte Sie anzusprechen, aber keiner antwortete. Nun, keine Antwort ist auch eine Antwort, dachte ich mir und deutete das schnarchende Schweigen als Erlaubnis, mir die herumliegenden Wodka-Vorräte aneignen zu dürfen. Gut Schluck!
Da irgendwer den Weg zu meiner Wohnung während meiner Abwesenheit komplett umgebaut hatte, erreicht ich mein Zuhause erst eine Stunde später. Als ich nach meinem Wohnungsschlüssel suchte, bemerkte ich, das ich keine Hosen anhatte. Na sowas! Kein Wunder, dass es irgendwie kühl geworden war. Ich fand den Schlüssel auch nicht in der Brusttasche meines Hemdes, da ich eben dieses Hemd auch nicht mehr an hatte. Zum Glück stellte ich nur mit Hut und Unterhosen bekleidet fest, daß meine Wohnung nicht verschlossen war. Hatte wohl irgendwer aufgebrochen, so daß ich nicht im Freien übernachten mußte. Puh,Schwein gehabt!
Im Wohnzimmer scheint irgendwer eine Party gefeiert zu haben und in einem Meer aus leeren Flaschen auf dem Fußboden fanden sich auch noch ein paar mit ein wenig Inhalt. Schlürf!
Im laufenden TV kam grade ein Bericht über einen Verrückten, welcher grade sein Klamotten vom Leib riss und irgendeiner Statue anzog. Erstaunlich, wie ähnlich der mir sah. Vieleicht ein verschollender Verwandter. Mit dem Gedanken Na, ich will nix mit so einem zu tun haben! hab ich aber den TV abgeschaltet und sitze nun vor Dir, liebes Tagebuch, um Dir all das zu berichten. Verzeih mir die Flecke auf der heutigen Seite, aber irgendwie hab ich aus mir nicht bekannten Gründen über so manche Körperfunktion die Kontrolle verloren. Deswegen höre ich jetzt auch lieber auf und besuche mal meine neue Freundin, die Kloschüssel. Würg


Machs Gut, Dein Freund!





30.Mai.2003

Liebes Tagebuch!

Wenn ich nicht den Eintrag von gestern in Dir, mein liebes Tagebuch, entdeckt hätte, würde ich vermuten, daß mir jemand den gestrigen Tag gestohlen hat. Na, egal. Da ich heute meine Wohnung aufräumen und außerdem der Schlosser mein Türschloß auswechseln mußte, gibts eigentlich nix weiter zu berichten. Wohin meine Schlüssel verschwunden sind, werd ich wohl nie erfahren. Und wer mir den unsichtbaren Kater auf den Kopf gesetzt hat, der mir fortwährend seine Krallen tief ins Hirn spießt wird wohl auch ein Geheimnis bleiben.
Der Schlosser kam natürlich mindestens 10 Minuten später als angekündigt. Eigentlich wollte ich ihm dafür zehn Prozent von der Rechnung kürzen. Hab mir aber dann überlegt, daß es vieleicht nicht unbedingt so schön wäre, wenn Kopien meines Wohnungsschlüssels in der ganzen Stadt verteilt würden.
Die Wertstoffcontainer für die vielen leeren Flaschen waren natürlich mal wieder randvoll. Scheinbar waren die Containerleerer mal wieder einfach vorbei gefahren. Damit das nicht wieder passiert habe ich alle Flaschen, welche nicht beim Altpapier reinpassten, zerschlagen und schön auf der Straße verteilt. Warum mir darauf hin so ein blöder Alter mit seinem Schirm eins drüberziehen wollte, weiß ich nicht, hoffe aber, daß sich jemand findet, der ihn wieder aus dem Straßengraben hilft.
So, ich geh mal schnell wieder ins Bett, also bis morgen!

Machs Gut, Dein Freund!





31.Mai.2003

Liebes Tagebuch!

Am heutigen Samstag hab ich mal richtig gefaulenzt! Sowas mach ich außer an den Wochentagen ja meist nur in der Woche oder auf Arbeit. Ich bin also gar nicht erst aufgestanden, sondern einfach im Bett geblieben. Hab einfach weitergeschlafen. Nur so. Hat mir viel Spass gemacht, einfach rumzuliegen und nix zu tun. Zumindest am Anfang. Dann hab ich aber Hunger bekommen. Deshalb mußte ich aufstehen und mir das Telefon holen, damit ich mir ne Pizza bestellen konnte.
Dann mußte ich ne Stunde später schon wieder aufstehn, um die Pizza in Empfang zu nehmen. Da hab ich mich dann gleich in den Fernsehsessel geschmissen und TV geguckt. Als es langsam dunkel draußen wurde, hab ich mich mir schnell noch Dich, mein liebes Tagebuch, zur Hand genommen, um diese Zeilen hier nieder zu schreiben. Jetzt geh ich nach einer weiteren Pizzabestellung gleich wieder ins Bett. Schließlich muß ich für den morgigen Tag Kraft sammeln!

Machs Gut, Dein Freund!





Letze Änderung: 07.05.2020

Zitat der Woche:

Im Übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht.


Kurt Tucholsky
Madrabours Eck
luegipedia.de Radebeul - Zitzschewig Madrabours Kurzgeschichten II